Liebe Mitchristinnen und Mitchristen,
Ostern 2020 ist für uns alle so vollkommen anders, schwierig, ungewohnt. Niemals zuvor hat es eine solche Situation gegeben: Wir Menschen sind gezwungen, auf Distanz zueinander zu bleiben, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu bremsen. Schulen sind geschlossen, öffentliche Veranstaltungen verboten – nicht einmal Gottesdienste dürfen stattfinden, zumindest nicht so wie gewohnt. Für uns Christen ist das enorm schmerzhaft, gerade in diesen Tagen, an denen wir des Todes und der Auferstehung unseres Erlösers Jesus Christus gedenken. Karfreitag ohne Kreuzverehrung, die Osternacht ohne „Lumen Christi!“ – eigentlich unvorstellbar.
Trotzdem sind wir als katholische Kirche unseren Gläubigen in diesen schweren Tagen und Wochen sehr nahe, wenn auch oft auf anderen Wegen, als Sie alle das bisher gewohnt waren. Viele der 1.020 Kirchengemeinden der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der rund 100 Gemeinden anderer Muttersprache, unserer Dekanate, Verbände, Orden und Organisationen vom Frauenbund bis zur Caritas haben in den letzten Wochen eine große Kreativität entwickelt, um den gut 1,8 Millionen Katholikinnen und Katholiken in Württemberg beizustehen, für Sie da zu sein, Trost zu spenden und Zuversicht. Trotz allem.
Ich als Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart bin dankbar, dass in den Einrichtungen der Caritas, den katholischen Stiftungen und Krankenhäusern Pfleger, Ärzte und die Notfall-, Klinik- und Gefängnisseelsorger trotz Corona-Angst ganz nahe bei den Menschen bleiben, dass viele Pfarrer via Livestream der Messe am Sonntag aus der vertrauten Kirche für ihre Gemeinde präsent sind, dass Ordensfrauen den Einsamen Gespräche über eine eigens eingerichtete Telefon-Hotline anbieten oder Brot und Vesper an Bedürftige verteilen. Dass unsere Jugendlichen für alte, besonders gefährdete Menschen einkaufen gehen. Oder dass im Garten vor dem Pflegeheim kleine Frühlingskonzerte organisiert werden, um den Senioren beizustehen und ihnen zu zeigen: „Ihr seid nicht allein!“
Wir als Diözese haben unser geistliches Angebot im Internet in den vergangenen Wochen stark ausgebaut. Von der Anleitung für Hausgottesdienste über spirituelle Impulse, Videos mit religiösen Liedern und unsere allabendliche „Hoffnungszeit“ aus dem Bischöflichen Ordinariat bis hin zu regelmäßigen Livestream-Gottesdiensten aus dem Rottenburger Dom spannt sich der Bogen. Damit versuchen wir, die schwere Zeit zu überbrücken, bis das kirchliche Leben wieder seinen gewohnten Gang nehmen kann.
Alle sollen wissen, spüren und erfahren, dass wir in unseren Kirchengemeinden, in den kirchlichen Einrichtungen und als Christen immer miteinander unterwegs sind und füreinander einstehen. Wir sind auf unseren Lebenswegen und Glaubenswegen nicht allein: Gott ist mit uns.
Ihr
Bischof Dr. Gebhard Fürst